Der Frühling erwacht

Der Frühling erwacht

Nachdem wir im Winter in Boscana halfen, brachte der Frühling einen kleinen Neuanfang.

― von Tim / 2. Juni 2023

« zurück zur Übersicht

Januar

Essenspakete, Holz
und kein Schnee

In Moldau ist es kalt, aber leider gibt es keinen Schnee. Wir genießen die Wärme unserer Wohnung und die Zeit als Familie. 

Natürlich arbeiten wir auch. Einmal pro Woche gehe ich in den Kinderhort in Vadul lui Voda und führe Aktivitäten mit den Kindern durch. Monatlich erhalten wir 10 Essenspakete für die Menschen in Boscana, die wir an bedürftige Familien verteilen können. Das ist in dieser schweren und kalten Zeit eine große Hilfe für sie. 

Dank OM Moldova konnte die Kirche in Vadul lui Voda auch Feuerholz an vier Familien in Boscana verteilen. Lora hatte zu dieser Zeit kein Holz mehr und versuchte, in ihrer kalten Wohnung ab und zu mit Karton ein Feuer zu machen, um wenigstens etwas warmen Tee zu haben oder eine einfache Mahlzeit zuzubereiten. Das Holz war für sie ein großer Segen. Leider gibt es in ihrem baufälligen Haus so viele Baustellen, dass sie nicht nur Holz, sondern eigentlich ein neues Zuhause braucht. Die Not hier ist manchmal so groß, dass man gar nicht weiß, wo man anfangen soll. Aber auch die kleinen Hilfen werden immer mit großer Dankbarkeit angenommen.

Februar

Hilfe im Hort und ein
enttäuschendes Ende

Ein Team von OM Moldova unterstützte von Februar bis Mai jeden Freitag die Hortleiterin im Kinderhort in Vadul lui Voda. Zusätzlich ging ich auch Dienstags dorthin, um Bastelarbeiten mit den Kindern durchzuführen und mein Rumänisch zu verbessern. Der Hort hat jedoch verschiedene Probleme, da viele Kinder aus traumatischen Verhältnissen kommen und sich oft negativ verhalten. Die Hortleiterin ist alleine mit bis zu 20 Kindern und wurde nie ausgebildet um mit diesen Schwierigkeiten umzugehen. Durch unsere Hilfe wurde sie entlastet, lernte neue Wege, gute Aktivitäten und wie sie eine Beziehung zu den Kindern aufbauen kann – und die Kinder hatten eine tolle Zeit.

Im Februar setzten wir auch das Mütterprogramm in Ialoveni fort. Die Kinder liebten die Aktivitäten und die Mütter lernten viel Neues. Zusätzliche Mütter kamen im Verlauf des Programms hinzu, am Ende hatten wir etwa 10 Mütter mit ihren Kindern. Leider wollten die Verantwortlichen der Kirche in Ialoveni die Verantwortung für das Projekt nicht übernehmen und es weiterführen – obwohl sie es toll fanden. Es war von Anfang an klar, dass wir es als Pilotprojekt nur für ein Jahr durchführen werden und sie es übernehmen müssten. Wir waren sehr enttäuscht, dass wir so viel aufgewendet hatten, sie davon profitierten und dann selber doch nichts investieren wollten. 

Was wir zu dem Zeitpunkt noch nicht wussten… Gott hatte einen anderen Plan. Im Mai meldete sich eine andere Kirche in Lapusna, eine Stunde von Chisinau entfernt, und zeigte Interesse an unserem Programm. Wir durften sie in diesem Sommer einführen und sie möchten im September selbständig mit dem Kurs für Mütter beginnen.

Im Februar hatten wir noch ein kleines Highlight: Es gab endlich Schnee! Elia konnte zum ersten Mal bewusst mit Schnee spielen und fand es sehr interessant. Leider war es, wie auf dem Bild zu sehen ist, nur sehr wenig Schnee. Und ja, das war auch der letzte Schnee für diesen Winter. (Ich freue mich auf viel Schnee in der Schweiz. Also, betet fleissig für weiße Weihnachten im Jahr 2023.)

März

Eine Idee lässt uns
nicht mehr los

Am 8. März feierten wir den internationalen Frauentag in Moldau. Wir organisierten einen Event für Frauen, bei dem viele Teilnehmerinnen eine ermutigende Botschaft aus der Bibel hörten. Auch etwa 8 Ukrainerinnen nahmen daran teil und es war schön, ihnen einen sorgenfreien Abend zu bieten.

Im letzten Jahr haben wir als Familie viele Erfahrungen gemacht, die in uns eine Idee reifen liess. Wir waren aber nicht sicher, ob diese Idee so umsetzbar ist. Da unser Vertrag mit OM Moldova im September ausläuft, mussten wir entscheiden, ob wir unsere Zeit hier verlängern oder einen anderen Weg einschlagen möchten. Wir reisten darum im März spontan für fast zwei Wochen nach Rumänien um zwei Soziale Projekte zu besuchen und uns inspirieren zu lassen.

Zuerst besuchten wir Franziska und ihre Familie in Miercurea Ciuc, die lange Zeit Waisenkinder bei sich aufgenommen hatten und daher viel Erfahrung mit Kindern aus schwierigen Verhältnissen haben. Danach waren wir bei Irene in Suceava, die schon lange in Rumänien ist, ein Café für Frauen betreibt und hauptsächlich mit Frauen jeden Alters arbeitet.

Diese Besuche waren eine große Bereicherung für uns und gaben uns mehr Klarheit darüber, was möglich ist und wofür unser Herz wirklich schlägt. Zwischen Rumänien und der Republik Moldau gibt es genug kulturelle Parallelen, dass wir die Erkenntnisse und Erfahrungen in unsere Idee einfliessen lassen können.

April

Besuch aus der Heimat

 

Es wurde wärmer und mit der Wärme kam uns auch Jasmin von unserer Heimatgemeinde FEG Thierachern besuchen. Unsere Kinder freuten sich so auf den Besuch aus der Schweiz. Endlich wieder mal mit jemand anderem Schweizerdeutsch sprechen. Sie nahmen Jasmin sofort in Beschlag, erzählten ihr alles Mögliche, spielten mit ihr und entdeckten auch ein Talent von Jasmin: Stricken. So musste, oder durfte, sie für Rubens selbstgemachten Fuchs einen Schwanz stricken. Jasmin kann auch sehr gut zeichnen. Ihr Bergpanorama hängt natürlich an der Wand. Anna war sehr beeindruckt, dass jemand besser zeichnen kann als sie. Ja, Anna, das gibt es tatsächlich. 😂

Ich nahm Jasmin auch mit zu meiner Arbeit. Zusammen besuchten wir zwei Horte, halfen beim Mütterprogramm mit und verteilten Essenspakete.
Wir erkundeten die Stadt und am Sonntag besuchten wir den Gottesdienst unserer Kirche. Es war eine schöne Zeit, abgesehen von einem kleinen Zwischenfall. Sie war ein paar Tage krank. Das müssen wir nächstes mal besser planen, denn wir konnten ihr nicht ganz alles zeigen, was wir vorbereitet hatten.

Nachdem Jasmin abgereist war, begann die Osterzeit in der Republik Moldau. Die orthodoxe Kirche feiert Ostern eine Woche später als wir, somit feierten wir auch dieses Jahr wieder zwei Mal Ostern. Unsere Kinder finden das natürlich toll, auch wenn es nur einmal Schokolade und kleine Geschenke gibt.

Mai

Alles neu, macht der Mai
(mal wieder)

Im Mai begann der Frühling endlich so richtig und wir genossen das Draussen sein in vollen Zügen. Eigentlich hatte es uns in Boscana sehr gut gefallen, aber es gab kaum mehr Arbeit für uns, und die Autofahrt ins Büro war rund eine Stunde pro Weg. Nachdem wir darum etwa ein Jahr lang ein Haus in Chisinau in der Nähe des Büros suchten, ging plötzlich alles ganz schnell. Über drei Ecken fanden wir endlich eines, dass wir bezahlen konnten und nur 10 Minuten zu Fuss vom Büro entfernt ist. Die Vermieter wollten eigentlich, dass wir per sofort einziehen, aber bis wir so spontan sind, müssen wir noch ein bisschen länger in Moldau leben.
 
Also beschlossen wir per Juni dort einzuziehen, was uns immerhin drei Wochen gab um alles zu packen und zügeln. Ich habe keine Ahnung, warum sechs Menschen so viel Zeug anschaffen können, dass wir tatsächlich mehr oder weniger sinnvoll nutzen. Irgend wann werden wir mal in ein Tiny House ziehen und den ganzen Kram bei Freunden im Dachgeschoss einlagern. Ach stimmt, dort lagern wir ja jetzt schon unser Zeugs in der Schweiz ein. 😂
 
Die Kinder freuten sich manchmal mehr, manchmal weniger auf den Umzug. Den Garten und, dass wir näher bei der Stadt sein werden (und damit mehr Hobby-Möglichkeiten) fanden sie toll. Sie waren aber auch traurig weil die Villa Sauerteig eben doch unser Zuhause war. Uns ging es ähnlich. Wir freuten uns und wussten, dass wir Boscana, die Menschen dort und unsere Häuschen vermissen werden. So verliessen wir mit zig Kisten, einem Kühlschrank, einer Waschmaschine, Koffern voller Kleidern, 4 Kindern und 2 Katzen Boscana. Yep, wir haben zwei Katzen adoptiert. Didi und Strubelmutz (kurz Mutzi) waren beides Strassenkatzen, aber inzwischen sind sie volle Familienmitglieder und die Kinder lieben sie. Tim betont immer wieder, dass er keine Katzen wollte, aber eigentlich mag er sie schon auch ziemlich fest.

Im nächsten Beitrag erzähle ich euch dann, wie wir in Chisinau angekommen sind, und was es mit unserer Idee weiter geht. Bis dann…

Silvia
Unterstütze unsere Arbeit
Wir werden zu 100% von unseren Unterstützenden getragen.
Merci viel mal allen, welche dies bereits tun.

Online Shop

Wir bieten selber gemachte Produkte von uns oder Künstlern aus Moldau an.
Oder du kannst uns mit Einzelspenden direkt unterstützen.

Was denkst du?

Schreibe uns eine Nachricht mit deinen Ideen
und Gedanken, wir freuen uns drauf.