Alles fing mit einer kleinen, edlen Idee an
Wir wurden im Freundeskreis immer mal wieder gefragt, ob wir in Moldawien Kinderkleider brauchen können. «Ja klar», dachten wir. Also nicht lange überlegt und Mitte Februar dieses Bildchen in den WhatsApp Status gepostet.
Weil wir noch nie eine solche Spendenaktion gemacht haben, waren wir unsicher, ob am Ende überhaupt etwas zusammenkommt. Darum zur Sicherheit noch schnell Freunde in Thun, Zürich und Luzern angefragt, ob sie als Sammelstelle mithelfen und in ihrem Freundeskreis etwas Werbung machen möchten.
Und dann kam der 24. Februar.
Eine Welle der Grosszügigkeit
Als die Invasion der Ukraine begann, erlebten auch wir die Grosszügigkeit der Schweizer. Nach nur zwei Wochen mussten wir die Sammelaktion schon wieder stoppen und sogar Spender mit ganzen Kofferräumen voll Kleider an andere Hilfsorganisationen verweisen. In Zürich stapelten sich die Säcke auf zwei Parkfeldern, in Luzern habt ihr einen kleinen Transporter gefüllt und auch in Thun wurde eine Garage und ein halber Keller mit euren Kleidern gefüllt. Herzlichen Dank an alle, die gespendet haben. ❤️
Mit dem Sammeln war die Arbeit
aber noch nicht erledigt.
Unsere fleissigen Helfer in der Schweiz haben alles gesichtet und kaputte Sachen aussortiert. Was übrig blieb wurde gewaschen, getrocknet, wieder liebevoll zusammengelegt, sortiert in Säcke und Kisten verpackt und nach Thun gefahren.
Könnt ihr euch vorstellen, wie lange das gedauert hat? An dieser Stelle ein riesiges Dankeschön, an Denise und ihre Nachbarn in Zürich, Andrea und Familie aus Luzern, sowie Fränzi, Pädu, Sandra und Mätthu aus Thierachern. Ich weiss, als ich euch für eure Hilfe angefragt habe, versprach ich «nicht mehr als ein paar Säcke».
Îmi pare rău, ich habe mich da etwas verschätzt. 😉
Der geplante Transport
Ursprünglich hatte ich bei einem Thuner Hilfswerk 2-3 Paletten in ihrem Moldawien-Lastwagen reserviert.
Aber… wegen der Ukraine wurden alle Transporte nach Moldawien ausgesetzt und die vorhandenen Ressourcen für Fahrten ins Kriegsgebiet genutzt. Das fanden wir super und haben gleich einen Teil der in Thun gesammelten Kleider diesem Hilfswerk mitgegeben.
Trotzdem hatten wir noch rund 15qm oder zwei Garagen bis unter die Decke voll mit Kleidern. Dafür fanden wir ein anderes Hilfswerk in Biel, für die wir aber alles in Paletten anliefern mussten. Wieder setzten Freunde aus unserer Kirche in Thierachern ihre Beziehungen und Familie ein, und so kamen wir schlussendlich zu genügend Paletten und Rahmen. Auch hier ein Merci an alle Helfer und Firmen.
Wir waren gerade dabei den Transport dieser Paletten von Thun nach Biel zu organisieren, als mein Telefon sich meldete… 📳
Der fast geplatzte Transport
Unser Pfarrer aus Vadul-lui-Voda ist hauptberuflich Chauffeur und fährt seit ein paar Wochen mit einer Hilfsorganisation Flüchtlinge nach Deutschland. Sie boten uns kurzfristig an, am nächsten Tag einen kleinen Umweg in die Schweiz zu machen und ihren Sprinter für den Rückweg mit Kleidern zu füllen. Finanziell war es kein Vorteil, weil der Dieselpreis für diesen Umweg etwa gleich hoch ist wie die Transportkosten per LKW. Aber wir wissen, wie gerne sie helfen. Also kurz bei einem befreundeten, erfahrenen Hilfsgüter-Spediteur bezüglich des Zollverfahrens für private Hilfslieferungen nachgefragt: «Eine Ladeliste, ein Empfänger, no problemo».
Am späten Samstagabend erreichte das Pfarrerehepaar unsere Freunde in Thun und beluden den Sprinter. Nach einer erholsamen Nacht in der Schweiz ging es am Sonntagmorgen schon wieder los Richtung Moldawien. Aber nur in Richtung Moldawien. Denn an der Moldawischen Grenze hiess es: Nu! Es fehlt «ein Dokument». Der Empfänger braucht irgendein offizielles Dokument, um Hilfslieferungen aus dem Ausland zu empfangen. Das haben wir nicht und können wir auch nicht so schnell bekommen.
Also Plan B. Meine Eltern haben Kontakt zu einem rumänischen Hilfswerk, welches selbst viele Hilfstransporte in die Ukraine gefahren sind. Nope – sie haben gerade die Transporte eingestellt.
Na gut, Plan C. Ein anderer Grenzübergang um Mitternacht – selbes Resultat. Allerdings gab es dort eine wichtige Zusatzinfo: eine Durchreise in die Ukraine wäre vielleicht möglich.
Dann eben Plan D. Unsere Pastoren haben ihre ukrainischen Kontakte aktiviert und am nächsten Morgen funktionierte es am dritten Grenzübergang mit der Durchreise durch Moldawien. Kurz darauf erreichten die Kleider endlich ihr neues Ziel in der Ukraine.
Und wie kamen die restlichen kleider zu uns?
Ziemlich unspektakulär. Die Paletten wurden von Thun nach Biel gebracht und von dort per LKW nach Moldawien gefahren, wo wir sie wieder abgeholt haben.
Was lernt man daraus: Die Moldawier sind sehr spontan und am Ende «klappt es immer irgendwie» – noch bin ich aber mehr Schweizer als Moldawier und bevorzuge darum ein bisschen Planung und Ruhe in der Ausführung. 😉
Wie werden die Kleider in Moldawien verwendet?
Die Winter hier sind kalt und in den Dörfern gibt es immer noch Menschen, die sich weder Gas noch Holz leisten können. Im Spätsommer werden wir die gespendeten Kleider darum hier in Moldawien an Leute verteilt, die froh um etwas Warmes sind.
Möglicherweise wird dies über das Kirchennetzwerk und/oder unsere Teams passieren.
Wie genau, das klären wir dann wieder moldawisch: wenn es so weit ist.
Was ich jedoch jetzt schon weiss:
Am Ende wird es schon irgendwie klappen. 👍