Adé merci! 🇨🇭
Nach Monaten der Vorbereitung ist es so weit. Anfang September verliessen Tim und Anna als erste unsere Heimat und fuhren in 10 Tagen mit dem vollgestopften Auto über Österreich, Ungarn und Rumänien nach Moldawien.
Ich verbrachte mit Lara, Ruben und Elia noch 10 Tage in der Schweiz und besuchte Freunde und Familie. Wir genossen die letzten Tage mit ihnen in vollen Zügen, hatten tiefe Gespräche und sagten viel zu oft «auf Wiedersehen».
Am 13. September fuhr mich ein Freund, danke nochmals Pädu, nach Mailand zum Flughafen. «Wird das allein mit zwei kleinen Kindern und einem Baby klappen? Was, wenn Elia die ganze Zeit weint?» Ja, ich hatte Bammel vor dem dreistündigen Flug – für nichts. Die Kinder machten es einfach super und so kamen wir an diesem schwülen Montag-Abend müde, aber glücklich in Chişinău an. Tim und Anna holten uns mit unserem Büsli ab und zusammen fuhren wir in unsere erste Unterkunft.
Vom 🐇 Chüngelbau
und dem 🏛️ Palast
Die ersten drei Wochen wohnten wir im Keller des OM Bürogebäudes. Genau genommen schliefen wir in zwei Massenlagerzimmer und kochten in der Gemeinschaftsküche. Unter der Woche war viel Betrieb. Das war einerseits schön, da wir so immer Gesellschaft hatten und gleich ins Team integriert wurden. Andererseits war es sau anstrengend, wenn wir ständig alle Spielsachen aufräumen mussten, die Küche bis 9 Uhr für die anderen geräumt sein musste oder wenn unsere Kinder mitten an einem Arbeitstag einen grossen Streit im Treppenhaus hatten.
Nach drei Wochen zogen wir aus dem Untergrund in ein grosses Haus um. Eine andere OM Familie lebt sonst hier, aber die sind drei Monate in Südafrika im Heimaturlaub und wir dürfen das Haus hüten. So viel Platz und unser «eigenes» Reich zu haben macht alles viel leichter. Endlich können wir das dreckige Geschirr vom Frühstück bis am Abend stehen lassen. 😊
Unsere Aufgabe 🇲🇩
Aktuell lernen wir vorallem Rumänisch. Das ist nicht mal so einfach, obwohl es eine lateinische Sprache ist und wir Einiges aus dem Französischen, Englischen oder Deutschen ableiten können. Die kleinen Erfolgserlebnisse kommen aber immer öfters, zum Beispiel wenn wir auf dem Markt «două sute de grame de cașcaval» bestellen (und wir auch wirklich 200 Gramm Käse bekommen) oder uns jemand Fremdes nach der Uhrzeit fragt und wir mit «este nouă fără un sfert» (viertel-vor-neun) antworten können. Ausserdem «Noi suntem familia Schoch din elveția. Acum locuim în Moldova» 😉
Neben den Rumänisch Lektionen haben wir wöchentliche Treffen mit dem Team, rennen unserer Aufenthaltsbewilligung nach, haben noch immer kein Bankkonto oder versuchten zwei Tage lang in der Stadt einen Laden für Ghüderschüfeli zu finden, weil der Hund (= unsere Kinder) eines kaputt gemacht hat. Es läuft zwar immer ein bisschen was, aber manchmal ist es für uns schwierig zu akzeptieren, dass wir nach vier Wochen noch nicht voll im Tagesgeschäft integriert sind. Da in den Dörfern aber kaum jemand Englisch spricht, geht ohne Rumänisch oder Russisch nichts. Ausserdem geht es ja langsam los: seit dieser Woche unterrichten wir einmal pro Woche in einem Kinderhort Englisch.
So geht es weiter 🚀
Wir dürfen bis Ende Dezember in diesem Haus in der Hauptstadt Chişinău wohnen. Spätestens ab da möchten wir gerne in «unser» Dorf Vadul lui Voda oder Umgebung ziehen und mit der Arbeit beginnen. Die Baptistengemeinde betreibt bereits einen Kinderhort für Schulkinder und verteilet Mahlzeiten an Bedürftige. Es gibt viele Ideen (Elternarbeit, Teenagerarbeit, Bibelgruppen, …) und sobald wir dort sind, werden wir schauen, wo wir uns neben dem Kinderhort konkret einbringen können.
Dafür brauchen wir aber zuerst eine Wohnung oder ein Haus. Leider gibt es in Moldawien auf dem Land kaum Mietangebote und wenn doch, sind die Wohnungen oft gleichzeitig teuer und in einem schlechten Zustand. Für eine Familie, die gerade im Nachbardorf Criuleni startet, ging der Teamleiter zu Fuss durchs Dorf und sprach willkürlich Leute an, ob sie jemanden kennen, der etwas vermieten möchte. Jetzt mieten sie ein kleines Häuschen mit Plumpsklo im Garten, das sie zurzeit komplett auf eigene Kosten renovieren. Also beten wir dafür, dass wir ein schönes, gemütliches, sauberes und warmes Zuhause finden, dass in unser Miet-Budget passt.
Finanzielle Unterstützung ❤️
Merci Allen, die uns finanziell unterstützen. Die ersten drei Monate sind durch Partner, grosszügige Einzelspenden und eigene Ersparnisse gedeckt. Da wir von der Organisation keinen Lohn erhalten – und mit unserer humanitären Aufenthaltsbewilligung auch keine bezahlte Arbeit vor Ort machen dürfen – sind wir für unsere langfristige Arbeit auf regelmässige Unterstützung angewiesen.
Überlege dir doch, ob du dich mit einem monatlichen Betrag an dieser wertvollen Arbeit beteiligen möchtest. Und vielleicht kannst du es auch jemanden empfehlen, dem die Arbeit mit Kindern auch am Herzen liegt. Falls du persönliche Fragen hast, melde dich einfach bei uns und wir schauen das per Zoom bei einem gemeinsamen Kaffee an.
Wie geht es uns dabei? 🧔👩👧👸🧒👶
Ganz gut, wieder. Es gab im Hasenbau ein paar Tage, wo wir euch und unsere alte Heimat enorm vermissten und am liebsten wieder umgekehrt wären. Es war ziemlich düster im Keller, wir hatten kaum Privatsphäre und die vielen Eindrücke waren sehr herausfordernd. Für die Kinder und für uns Eltern.
Nach zwei Wochen im neuen Haus fühlen wir uns viel besser und schon fast ein bisschen zu Hause. Unser Alltag hat einen Rhythmus und Tim kann schon die eine oder andere Autostrecke ohne Navi zurücklegen. Wir kochen, waschen das Geschirr (von Hand), die Wäsche (nicht von Hand), saugen Staub, füttern die Fische usw. Der normale Alltag eben.
Die Kinder haben auch wieder mit Homeschooling begonnen und wir haben sogar den Luxus eines Unterrichtszimmer wo sie sich zurückziehen und konzentriert arbeiten können. Einmal pro Woche machen wir einen Familientag. Da geniessen wir zum Beispiel das prächtige Herbstwetter in einem der wunderschönen Parks oder entspannen und spielen einfach in unserem Häuschen.